Die Tagen reihen sich wie Perlen an der Schnur. Welches Datum wir haben oder gar welcher Wochentag geht völlig an uns vorüber. Wir kommen gut voran. Seit einigen Tagen sind wir das nördlichste Boot der WorldARC Flotte. Wir erhoffen uns dadurch eine gute Position für die Ansteurung von Hiva Oa. Nica und der Katamaran Charm sind weit voraus. Mit Nikitoo, der Oyster 625, und Sky, eine Vaudrey Miller 57, liefern wir uns eine interne Regatta, wer wohl als 3. Boot über die Ziellinie segeln wird?

Am 14. März vormittags, das war der 8. Tag auf See, haben wir die Hälfte der Strecke zurück gelegt. Ganz prakmatisch ermittelt: Man nehme die Strecke von Galapagos nach Hiva Oa auf dem Großkreis und bestimme den Längengrad, der die Strecke halbiert. Sobald wir auf unserer gesegelten Route den Längengrad erreicht hatten, konnten wir Bergfest feiern. Auf unsere bisher zurückgelegten Seemeilen haben wir umgehend angestoßen, unsere Gäste aus unterschiedlichen Ländern der Welt kamen erst später: Der Fischer aus dem Nordpazifik, die Südsee-Schönheit aus Französische-Polynesien und der Einwohner einer längst in den Tiefen des Pazifiks versunkenen Zivilisation!

Was gibt es sonst noch zu berichten? Seit 2 Tagen steht frischer Fisch auf unserem Speiseplan - zum Frühstück, Lunch und Abendessen. Gebraten oder gedünstet, warm oder kalt, mit Risotto oder Nudeln. Schuld daran ist der 1,80 Meter lange Langschnauzen-Marlin, der unbedingt anbeißen musste. Das war eine Arbeit und Mühe, bis der Fisch fein filetiert im Kühl- und Gefrierschrank gelegen hat. Torsten hat ganze Arbeit geleistet. Wir überlegen schon, wen wir mal zum Abendessen einladen wollen. - Kommt Ihr?

Gestern Nacht, also vom 15. auf den 16. März, sind wir mit dem Code0 durchgesegelt. Das hat die Nachtwachen ziemlich anstrengend gemacht. Stärke und Einfallswinkel des scheinbaren Windes mussten gut beobachtet werden und der Kurs kurzfristig angepasst. Aufgrund der hohen Pazifik-Wellen wollten wir uns nicht auf die Windsteuerung verlassen. Die läuft bei starkem Wellengang und achterlichem Wind schnell aus dem Ruder.

Von Squalls mit dichtem Regenschauer sind wir bislang verschont geblieben. Gern hätten wir mal wieder Süßwasser von oben. Das ganze Schiff ist salzig und schmierig. Das Cockpit haben wir zumindest einmal unter sparsamen Einsatz von Süßwasser geputzt, es war zum Sitzen und Leben nicht mehr auszuhalten.

Aber damit hört die Instandhaltung nicht auf. Am Mast musste die Halterung des Baum-Kickers mit neuen Nieten befestigt werden. Die Führungsschiene des Spibaumes hat sich unter Last wieder vom Mast gelöst. Torsten musste am Groß den Block, der die Leine vom ersten Reff führt, aufflexen, weil sich der Tampen darin verklempt hatte - typischer Fall von ausgeschlagener Rolle. Und natürlich passierte das mitten in der Nacht! Und dann kommt natürlich noch der morgentliche Kontrollgang über Deck auf der Suche nach angetrockneten, nächtlichen Besuchern: Fliegende Fische und Oktopusse (letztere kommen mit den überkommenden Wellenkämmen an Bord).

Ach ja, und dann möchte ich noch über den nächtlichen Süd-Pazifik-Himmel sprechen. Wir können bei sternenklarer Nacht tatsächlich das Sternenbild des "Kreuz des Südens" sehen, das von Mitteleuropa aus nicht zu sehen ist. Dank der App StarWalk konnten wir uns auch ohne Internetzugang und Google darüber informieren. 

Ein weiteres, für uns Nordhalbkugel-Bewohner ungewohntes Bild ist der Verlauf von Sonne und Monde. Beide gehen, von unserer Position im Süden betrachtet, im Norden auf und unter. Außerdem "wächst" der Mond aus der linken unteren Ecke heraus und damit spiegelverkehrt zur Beobachtung auf der Nordhalbkugel.


Nun wieder zum heutigen Tag: Wir befinden uns jetzt auf dem 122 Längengrad West (und 7 Grad 18 Minuten Süd). Heute Vormittag haben wir die Bordzeit um eine weitere Stunde zurückgestellt, was UTC-8 entspricht. Zu Deutschland trennen uns nun 9 Stunden! Und in 2 Stunden, d.h. 14 Uhr Bordzeit übersegeln wir die 1.000 Seemeilen Grenze bis zu den Marquesas. Wenn alles gut läuft, benötigen wir dazu noch 5-6 weitere Segeltage, ETA 22. März. Mal schauen, ob das klappt.


... to be continued.