San Blas - Angekommen im Paradies


Irgendwie hatten wir schon alle einen Hafen - Lagerkoller… Neun Tage in Santa Marta waren eindeutig genug.

Die Hälfte der Flotte hat die Wetterwarnung der World ARC missachtet und sind bereits einen Tag eher gestartet.

Doch wir sind offiziell am Freitag - wieder als erste Yacht - über die Startlinie gegangen und hatten eine mäßig schöne Fahrt. 

Die Wellen des Starkwindes der Vortage hatten den (etwas) geringeren Wind noch nicht bemerkt und haben uns mit einer beachtenswerten Höhe von achtern geärgert. Der Autopilot hatte bei dieser Karusselfahrt einen wirklich harten Job. Erst gegen Mitternacht wurde der Wind etwas weniger und endlich konnten wir auch schlafen…bis auf denjenigen, der gerade Wache hatte.

Leider ist uns dann ca. 40 Meilen vor San Blas noch der Code Zero geplatzt. Bei nur 15kn Wind zerriss er gleich zweimal quer durch. Ausgesprochen ärgerlich, angesichts der vielen Meilen, die vor Torsten und der SEASIDE liegen.

Abends gegen 20:00 haben wir die Riffeinfahrt …. der San Blas Inselkette passiert und sind im Stockdunklen durch die Riffe zum Ankerplatz gefahren. Ein riskanter Weg, der einige Diskussionen an Bord auslöste…

Besonders erfreut waren wir, dass Maren und Gorm von der NICA mit gekühlten Getränken quer kamen… eine geglückte Ankunft ist immer ein besonderer Moment.

Erst am Morgen und bei Sonnenschein konnten wir sehen, wie dicht die Riffe um die SEASIDE entlanggingen… Gut, dass Navionics den Weg in der Nacht genau angezeigt hat. Selbstverständlich ist das nicht, wie wir auf unserer eigenen Tour 2015 erleben durften.

Die Inselkette von San Blas erscheint auf den ersten Blick aus einer anderen - heileren - Welt zu stammen. Kleine Inselkleckse - die kaum aus dem Wasser blicken - geschützt durch einen Riffgürtel. Viel Phantasie benötigt man nicht, um sich die Auswirkungen eines erhöhten Meeresspiegels vorzustellen. Diese Inseln würden einfach verschwinden. Doch schon der nächste Blick zeigt, dass die Inseln vom Zivilisationsmüll überschwemmt werden.


Kaum ist der Tag erwacht, kommen die kleinen Boote der Einheimischen und wollen uns die bekannten, bunten Molas verkaufen. Der Preis hat sich in den vergangenen vier Jahren verdoppelt, so dass wir mehrfach überlegen, wozu man diese bestickten Stoffstücke überhaupt verwenden könnte. Torsten erwirbt ein violett - rotes Stoffwunder und wir erhalten eine Einladung, um die anliegende Insel zu besuchen.



Wieder überlegen wir, ob die Menschen auf diesen Inseln tatsächlich leben. Wir sehen größtenteils nur Kinder oder alte Menschen. Ihre vorrangige Einnahmequelle ist der Verkauf von Molas, Armbänder (natürlich wird Torsten schwach und lässt sich ein Perlenarmband umwickeln) oder Langusten. Felix ist der Meinung, dass er unbedingt Langusten zubereiten möchte… alle an Bord sind begeistert…nur ich bleibe beim Käsebrot… Übrigens, die Brote gelingen uns dank des mitgebrachten Sauerteigs immer besser. Unser Mehlverbrauch liegt zum Teil bei einem Kilo pro Tag!



Inzwischen sind alle Yachten der World ARC angekommen und langsam wird es voller in den Traumbuchten… auch gut, da wird es am Abend beim BBQ am Strand lustiger. Den Grill entzünden uns die Einheimischen - für 25 US Dollar! Einfach so Feuer machen auf den Inseln dürfen wir dann doch nicht. Obwohl uns angesichts der unkomplizierten Art, dass Feuer zu entzünden etwas der Appetit vergeht. Als Beschleuniger wird der herumliegende Müll…vorzugshalber PET Flaschen… verwendet.


Doch am allerschönsten ist hier die Unterwasserwelt in dem glasklaren, warmen Wasser; obwohl für Felix zu wenig Fische da sind. Lange Zeit verbringen wir gemeinsam in dieser Wunderwelt und genießen einfach diese kurze Zeit, die wir hier haben.


Gerade jetzt, wo ich diese Zeilen schreiben, liegen wir vor einer kleinen Palmeninsel vor der Insel Chichime. Zwischen den Bäumen lugt wie ein Mahnmal ein großer, gestrandeter (!) Passagierdampfer hindurch. So als wenn dieses Wrack uns ermahnt …“Seid vorsichtig und seid euch niemals zu sicher.“


Mit diesem Wissen verbringen wir unseren letzten Abend zwischen den Inseln. Morgen starten wir Richtung Shelter Bay - der Einfahrt zum Panamakanal. Damit geht unsere Zeit auf der SEASIDE zu Ende. Am Freitag fliegen Jens und ich zurück nach Deutschland, zwei Tage später auch Felix. Es wird ein fliegender Crewwechsel. Am gleichen Tag kommt Ulrike mit Vater und Onkel. Gemeinsam werden sie den Panamakanal durchfahren… durch die Bridge of America… dem Tor zum nächsten Teil der Welt. Fair wind… auf all Euren Wegen!