Am 17. Mai 2016 fiel um 11:05 Uhr der Startschuss für das zweite Leg der ARC Europe: Bermuda – Azoren: 1.800 Seemeilen über den Nordatlantik. Insgesamt 42 Boote am Start, 33 davon mit dem Ziel Azoren, 9 segelten als ARC USA Richtung Plymouths in die Chesapeake Bay. Geschätzte Segelzeit: 10-12 Tage.

Als Dankeschön an die Tourismusbehörde von St. George für ihre Gastfreundschaft gegenüber den ARC Flotte, setzte die Wettfahrtleitung alles daran, einen Start in der Bucht von St. George umzusetzen. Parole an uns Boote war, Motor auf Standby und unter Segel durch die Zufahrt zur Bucht, genannt Town Cut, hinaus auf den weiten Atlantik zu segeln. Es war wirklich ein malerisches Bild und für uns von der Seaside besonders spannend, weil wir uns ein Wendenduell mit der Garli’x lieferen konnten.

IMG_3473    TownCut

Torsten am Ruder, Lutz an der Winsch, unser Abenteuer begann. Noch herrschte ruhiges Wetter. Bilderbuchsegeln mit unwirklich kräftigen Farben und die Seaside wieder weit vorn in der Flotte.

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Je weiter nördlich wir segelten desto es turbulenter und leider auch kälter wurde es.

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Für die Nachtwachen war es ratsam, sich warm anzuziehen: Segelunterwäsche, besser noch Teddy-Overall, selbstgestrickte Strümpfe und Segelboots. Mütze und (Ski-)Handschuhe waren auch dabei. Aber in der dritten Stunde der Wache kroch einem die Kälte und Nässe doch in die Knochen. Wie freute ich mich auf meine vergleichsweise warme Koje. Glücklicherweise konnte ich unter Lutz Decke zum Aufwärmen schlüpfen. Das Los vieler Ehemänner.

Bevor ich zu diesem Törn aufgebrochen bin, konnte ich mir gar nicht vorstellen, was man so die ganze Zeit an Bord macht. Aber es gab immer etwas zu tun. Zeiten mit Nichtstun waren selten, selbst ich Leseratte habe es nicht geschafft, über die ganze Zeit hinweg ein Buch zu Ende zu lesen! Hier ein paar Impressionen vom Bordalltag:

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Und dann gab es auch immer der eine oder andere unvergessliche Blick, einfach zum stillen Genießen, ob Tag ob Nacht:

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Delphine     OLYMPUS DIGITAL CAMERA

 

Die Wetterverhältnisse waren für dieses Leg problematisch. Skipper Torsten war daher sehr engagiert dabei, die Seaside zwischen Tiefausläufern und windlosen Hochdruckzonen entlang zu lavieren. Das ist ihm hervorragend gelungen. Auf unseren 1831 gesegelten Meilen hatten wir zum Schluss nur 32,5 Motorstunden! Eine gute Ausgangssituation, um auch nach korrigierter Zeit im finalen Ranking vorn zu liegen. Well done, Torsten!

Am 22.4. haben wir Bergfest gefeiert. Unser Thema „Die Bermuda-Piraten auf dem Weg, die Azoren zu erobern“. Es gibt ein tolles Video von unserer Kurz-Party, leider können wir das nicht in den Blog stellen. Angestoßen haben wir mit unserem Preisgeld vom ersten Leg, Goosling Rum – aber nur ganz wenig. Zum Abschluss haben wir die Flaggen von Portugal und den Azoren gehisst.

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Die beiden letzten Tage auf See waren echt anstrengend. Auf Steuerbordbug mit Am-Wind-Kurs, 30 Grad Schräglage und 3-4 Meter hohen Wellen war das Leben und Fortbewegen an Bord kein Zuckerschlecken. Gekocht wurde nicht mehr, Schoko-Riegel wurden unsere besten Freunde. Getoppt wurde die Situation dann noch, als aus dem eigentlich gut gefüllten Wassertank kein Wasser mehr herausgepumpt wurde: Also kein Duschen mehr, Zähneputzen mit Mineralwasser, Händewaschen fiel aus.

Aber auch dieses (Luxus-)Leiden hatte irgendwann ein Ende. In den frühen Morgenstunden, am Freitag 27. Mai 2016 kam Land in Sicht und um 10:33:06 (UTC=LocalTime) überquerten wir die Ziellinie vor der Hafeneinfahrt von Horta. Nur 1 Stunde und 20 Minuten hinter Testarossa, waren wir das zweite Schiff das eintrudelte und wir konnten gleich unseren Liegeplatz an der Außenmole einnehmen.

Panorama Steg

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Dort lagen wir dort sicher vertäut während unseres Aufenthaltes in Horta, neben uns im Päckchen die Garli’X und ein weiteres Boot aus der ARC Flotte. (Wir sind das äußerte Päckchen am Ende des Kais, die Seaside direkt an der Kaimauer.)

Es ist Tradition, dass die Atlantiküberquerer sich mit einem selbstgemalten Bild auf Hortas Kaimauer verewigen. Torsten hatte dazu schon in altbewährter guter Vorplanung Schablonen von zu Hause mitgebracht. Glücklicherweise hatte er die Crewnamen außen vor gelassen. Die haben wir nachträglich gefertigt. Mehrere Arbeitsschritte und Arbeitstage hat das Kunstwerk in Anspruch genommen.

 

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Als letztes Finish, um den Seaside konformen Farbcode einen femininen Touch zu geben: Ein pinkfarbener I-Punkt:

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Und hier das Ergebnis, toll gelungen. Wir werden uns damit auf jeden Fall bei der ARC bewerben. Das beste Bild wird einen Sonderpreis erhalten.

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Horta ist eine kleine malerische Stadt mit kleinen, zumeist zweigeschossigen Häusern, Mauern aus schwarzem Lavagestein. Die Straßen hauptsächlich mit Kopfsteinpflaster, die schmalen Bürgersteige mit individuellen Mosaik schwarz und weiß gepflastert.

 

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Faial – eine grüne Insel vulkanischen Ursprungs mit toller Vegetation: Wild wachsende Callas und Apangantus und Hortensien in Massen und allen Farben in den Gärten und entlang der Straßen. Kein Wunder, bei so viel Regen, den es hier gibt. Wir hatten gerade mal einen Sonnentag ohne Niederschlag.

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Horta by Night:

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Entdeckt Ihr Neptun, der aus stürmischen Wellen aus dem Wasser emporgestiegen ist?

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Da wir so früh auf Faial angekommen waren, hatten wir viel Zeit, die wir nicht ungenutzt verstreichen lassen wollten. So sind wir zusammen mit einer kleinen Truppe Mitseglern per Fähre zur Nachbarinsel Pico gefahren.

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Auf den Azoren lebte man früher intensiv vom Walfang. So besuchten wir dann auch das Museu da Indústria Baleeira, eine als Museum umgestaltete ehemalige Fabrik zur Verarbeitung der Wale. Vor dem Museum ein Denkmal zu Ehren der Walfänger und ein gute erhaltenes Boot, mit dem damals die Männer auf Walfang hinaus aufs Meer gesegelt sind.

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Ein typisches Bild auf der Insel Pico, aber auch auf den anderen Azoreninseln: Weinberge umrundet mit Mauern aus Vulkangestein

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Ein unheimliches Überbleibsel vom Vulkanausbruch:  ein Lava-Tunnel, mit Führer zu Besichtigungen freigegeben.

P1080667Von links nach rechts: Jens, Angela (Dagmars Schwester zu Besuch auf der Garli´X) und Torsten. Helme nicht hübsch, aber notwendig.

 

 

 

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In so einem Tunnel ist es wirklich dunkel, als Experiment haben wir für eine Minute die Taschenlampen ausgeknippst. Ich kann Euch sagen, gemütlich war das nicht. Bild rechts: Geschmolzenes Gestein im Heruntertropfen wieder erkaltet, unvorstellbar diese Naturgewalten.

IMG_8741Zwischendrin ein geselliges Mittagessen am süd-östlichen Ende der Insel:  Das Sprachengemisch in Deutsch, Englisch, Portugiesisch und Französisch war kein Hindernis für eine rege Unterhaltung am Tisch. (Torsten, Manuela, Jean und Christiane)

 

Das schöne an der ARC Europe im Vergleich zur „normalen“ ARC ist die deutlich kleinere Flotte. Auf den Azoren sind wir mit etwa 30 Booten gelandet. Da findet man recht schnell Kontakt zu anderen Booten bzw. Crews. So war es für uns von der Seaside interessant, die White Chocolate/Oyster 575, APlus2/Amel 54 und natürlich die Garli’x/XP-44 auch von innen einmal kennen zu lernen. Selbstverständlich hat sich die Seaside dem Open Ship angeschlossen. Es war – wie immer – sehr gesellig.

Zu Besuch bei Bruno und Matthias auf White Chocolate. Matthias hat uns mit selbstgebackener Brioche verwöhnt – mmmh lecker.

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(lks Annette und Karl-Heinz von der Circe, HR 48, re Dagmar)

OLYMPUS DIGITAL CAMERATestarossa zu Gastauf der Seaside (George, Phil, David, Lori)

 

 

 

 

OLYMPUS DIGITAL CAMERAWhite Chocolate und Garli’x zu Besuch, es sollte nicht der einzige bleiben.

(Bruno, Jens, Matthias, Dagmar, Angela)

 

 

Und dann ist da noch der übliche Alltragstrott, der einen überall hin verfolgt: Wäsche waschen und Bootspflege.

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Und dann kam endlich der ersehnte Freitag, 3. Juni 2016. Preisverleihung für das Leg 2 von Bermudas zu den Azoren. Am nord-östlichen Zipfel von Faial, am Vulkan Capelinhos, der 1957 ausgebrochen ist und im Zuge dessen 2,4qm neues Land erschaffen hat. Eine beeindruckende Landschaft.

Panormama Vulkan

 

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Die Preisverleihung selbst wurde im dortigen Besucherzentrum abgehalten, eine sehr spacige Location, auf Einladung der Tourismusbehörde. Es gab reichlich herzhaftes und süßes Fingerfood und Azorenwein.

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Auch dieses Leg hatte für das Seaside-Team ein Happy-End: Mit einer korrigierten Zeit von 13 Tagen, 23:14:30 Stunden haben wir den ersten Platz in unserer Cruising Division Class A erreicht, dicht gefolgt von der Garl’X und der Testarossa.

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Zünftig gefeiert wurde dann im Anschluss noch im traditionellen Peter’s Café in vertrauter Runde.

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Gratulationen auch von anderen Gästen.

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Bei super Live-Musik, von einer stimmgewaltigen, beeindruckenden jungen Frau gespielt, feierten wir siegeswürdig.

 

 

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Ursprünglich sollte am 4. Juni das Azoren-Cruising beginnen. Der Start wurde aufgrund vorhergesagter starker Winde um einen Tag verschoben der Besuch der Insel Terceira aus dem Programm gestrichen. Es ging dann mit einer Nachtfahrt direkt nach São Miguel in den Hafen Ponte Delgada.

Aber das ist eine andere Geschichte, die Euch Florian erzählen wird.