„Relax - Technik- Trip“ vom 4.6. - 16.6.2018


mit: Stefan und Manfred (vom 4.6. - 6.6.), Ulrike (7.6 - 11.6), Torsten, Jens und Dagmar (vom 4.6. - 16.6.18)


von: Dagmar Garlin


Nach kaum zwei Stunden Flug werden wir von Torsten begrüßt, der - einer Arbeitsbiene gleich - seit dem Morgen geschuftet hat. Die Wäsche hängt auf der Leine, der Kühlschrank ist gefüllt, das Boot ist geputzt und klimatisiert, frische Handtücher liegen auf der Koje. Mit einer gekühlten Weinschorle prosten wir uns zu. „Zum Wohl - auf eine gute Urlaubszeit und darauf, dass wir uns verstehen!“

Wir wagen ein kleines Experiment… Käpt’n trifft auf Käpt’n; zwei Wochen gemeinsam auf diesem großen Schiff. Obwohl die Käpt’n Rolle mit Torsten klar definiert ist, so sind wir doch gespannt. Noch nie zuvor waren Jens und ich Crew - kann das gehen? Offiziell hat Torsten diese zwei Wochen „Relax- und Technik - Check - Trip“ getauft. Check des Bootes für die größte Reise, zu der ein Segler starten kann…


WELTUMSEGLUNG


nicht geringer ist sein Plan. Mindestens 30.000 Seemeilen liegen vor ihm, bevor er wieder in europäisches Gewässer zurückkommt. Wir wissen, was vor ihm liegt. Wie viel Spannung und Erlebnis, wie viel Abenteuer und wie viel endloses Basteln an seiner Seaside. Denn kennengelernt haben wir uns vor zwei Jahren bei der ARC Europe, an der Torsten mit seiner SEASIDE und wir mit unserer GARLIX teilgenommen haben. Damals waren wir auf dem Rückweg von unserer zweijährigen Weltumseglung und Torsten, der von Ulrike und ihrem Mann Lutz begleitet wurde, gehörte mit zu den ersten deutschen Booten, welches wir wieder getroffen haben. So gerne erinnern wir uns an diese Zeit zurück. Alles wirkte Besonders; die guten Gespräche, der erste Film nach zwei Jahren im komfortablen Salon der SEASIDE und nicht zuletzt die tollen Segelmatches, die wir uns geliefert haben. Zu meine ganz besondere Freude wird in drei Tagen Ulrike unsere Truppe an Bord wieder komplett machen.


Doch erst einmal starten wir für die ersten zwei Tage gemeinsam mit den Schweizern Manfred und Stefan, die Torsten wahrscheinlich einen Teil seiner großen Reise begleiten möchten. Manfred kennen wir auch schon von der ARC Europe… damals segelte er auf der WHITE CHOCELATE und noch heute schwärmen wir von seinen selbstgebackenen Hefezöpfen. Mit den beiden kommt dieser gemütliche Klang des Schweizer Dialektes an Bord. Es gilt einander kennenzulernen, das Boot zu testen, Kroatien zu genießen und an der SEASIDE umher zu basteln.

Kaum sind die Taschen ausgepackt (das Mehl und die Hefe für den Zopf!), starten wir zur ersten paradiesischen Ecke, wenige Meilen von der Marina Kastela in Split entfernt.

Es fällt uns nicht schwer, dieses Leben zu mögen. Klares warmes Wasser, freundlicher Empfang im abendlichen Restaurant. Wir sind einander nicht fremd; es wirkt alles schnell vertraut.


Nach einem dalmatinischen Fischtopf, der für unseren Geschmack aus zuviel Gräten bestand, geht es am nächsten Tag los… wobei Torsten den härtesten Job hat.

Diese motivierte Crew muss beschäftigt werden… und so rennt er

mit seinen blanken, gut gefüllten und mit dem jeweiligen Arbeitsgebiet beschrifteten Werkzeugkoffern hinter die jeweils bastelnden Mitsegler hinterher. Schnell sieht die SEASIDE etwas „zerbombt“ und Torsten leicht überfordert aus.

Doch wir vergessen den „Relaxteil“ in unserem Trip nicht und testen bei wenig Wind den Genacker.


Am Nachmittag suchen wir einen sicheren Ankerplatz in der Blauen Lagune. Kaum Angekommen, öffnen sich die Pforten im Himmel… mit gleichzeitigem Blitz und Donner. Bei diesem Mistwetter kommt Uwe mit seinem kleinen Segelboot vorbei…ein weiterer Mitsegler, der Torsten auf seiner langen Reise begleiten wird. Heldenhaft wird er im strömenden Regen in Empfang genommen…mit entblößten Männeroberkörpern.

Den Abend verbringen wir in der Blauen Lagune und testen das dortige Restaurant… mit dem traditionellen, kroatischen, selbstgebrannten Grappa…oh, oh - unser Kopf!


Trotz des hohen Grappazuspruchs steht Manfred um 3:00 in der Nacht auf, um einen leckeren Hefezopf zu backen, vielen Dank für diesen Gaumenschmaus!!

Etwas übermüdet setzten wir Manfred und Stefan am nächsten Tag in den Flieger und warten in Trogir auf Ulrike.


Ihr sieht man nicht an, dass sie in der Nacht zuvor nur zwei Stunden geschlafen hat… riesig, einfach riesig ist die Freude, dass sie uns hier besucht! Wir lassen unsere gemeinsame Zeit von vor zwei Jahren wieder aufleben!


Vor einem drohenden Gewitter wollen wir uns tief in einem Fjord verkriechen. In dieser Gegend wurde der Film Winnetou gedreht . Wir fahren durch endlos hohe und nur karg bewachsene Hänge. Die Natur wurden durch die starken Winde der Bora glatt gepflügt.


Wir legen mit der Seaside am Steg vom Restaurant / Konoba Vidrovaca in Skradin an. Nicht geahnt haben wir (Torsten schon), dass wir eine kleine Perle entdeckt haben. Die bestellten Muscheln werden frisch vom im Wasser hängenden Korb am Steg geholt, oben im Fernsehen spielt Kroatien gegen Senegal (2:1) und draußen am Tisch versammeln sich zwölf Männer mit zwei Gitarren und summen langsam vor sich hin. Wir schwelgen bei Prosecco, Muscheln und Austern und ahnen jetzt schon, dass das hier gut wird. Umgeben sind wir von schützenden hohen Hängen. Das frische Tunfischfilet und die große Dorade gehören in die Spitzenklasse des Genusses.

Dann kündigt sich mit lautem Grollen das Gewitter an - doch wir sitzen im Schutz der Terrasse. „Cool hier - einfach nur richtig gut; besser ist kaum möglich.“

Doch dann bricht der Himmel auf und krabbelt durch das Terrassendach vom Restaurant. Die Sänger flüchten vor dem Regen und setzen sich an den Nachbartisch. An unserem Tisch regnet es durch … „Kommt mit rüber, setzt euch mit an unseren Tisch!“ Jetzt lernen wir diesen dalmatinischen temperamentvollen und stimmgewaltigen Gesang kennen. An Stimmung ist das nicht zu übertreffen… Diese zwölf Männer wechseln sich beim Singen ab; werden dabei von den anderen unterstützt. Um die Dramatik zum Überschwappen zu bringen, werden sie vom Donner und Blitz unterstützt. Draußen ist es stockdunkel und ab und zu taghell.

Stolz berichten uns die Männer, dass sie sich einmal pro Monat treffen, zum gemeinsamen Singen und zum Wein trinken. Neben uns sitzt der kroatische Weinbauer Krauthacker und prostet uns zu. Erst gegen 1:00 am Morgen gehen wir glücklich zur Seaside zurück und wissen, dass wir diesen Abend nicht vergessen werden!


Der nächste Tag ist müde… oder besser - verkatert. Immer wieder wurden uns die Gläser gefüllt! - und jetzt sitzen wir müden auf dem Boot… puh!


Erst gegen Mittag legen wir ab - immer in Richtung nächste alte historische Stadt in irgendeiner warmen Traumbucht.

Schnell sind wir wieder auf unserer „unterwegs sein wollen“ Wolke und schwelgen in Erinnerung unserer eigenen Weltumseglung. So gerne erzählen wir von unseren Erlebnissen und sind ein wenig neidig, dass Torsten all das noch vor sich hat.


„In Las Perlas müsst ihr unbedingt die Insel Mogo Mogo besuchen, in Galapagos durch den Kickers Rock schnorcheln, in Nuku Hiva Perlen kaufen und passt bei der Passeinfahrt von Fakarava auf…!“ Ulrike schwirren die Ohren, die gemeinsam mit ihrem Mann - Torsten bis Tahiti begleiten darf! Jede Eurer Etappen werden wir aus der Ferne begleiten und im Geist bei Euch sein!


An dieser Stelle wünschen wir allen Mitseglern der Seaside Weltumseglung verdammt viel Spaß! - ausreichend Geduld bei allen Reparaturen (es gehört einfach dazu…), jede Menge Abenteuer und genug persönliche Offenheit, um diese aufzusaugen! Vielleicht hat jemand Lust, in Vorbereitung auf diesen Trip in unserem Buch „GARLIX - auf großer Fahrt! Unterwegs mit Fremden und Freunden!! (ISBN 978-3-667-11428-0) zu lesen.

Unser Buch erscheint vom Delius Klasing Verlag ab Mitte Juli und beschreibt unserer Erlebnisse während unserer 25-monatigen Weltumseglung.


Unseren Abschiedsabend mit Ulrike verbringen wir wieder in einem zauberhaften Restaurant und dann geht es wieder zurück nach Trogir. Viel zu schnell verging die Zeit mit Ulrike und mit einer Träne im Auge setzen wir sie in den Flieger… vielen Dank, dass du uns während der Zeit hier begleitet hast!


Da wir die teure Marinegebühr von Trogir sparen wollen, starten wir etwas traurig, nur noch zu Dritt weiter Richtung nächstem Restaurant.

Dank Torsten’s guten Revierkenntnissen wurden wir bisher an keinem Abend enttäuscht.

Am nächsten Tag suchen wir erneut Schutz an einer sicheren Mooringboje in Vis. Wieder einmal soll ein kleines Tiefdruckgebiet über uns drüber weg pfeifen.


Hier schaffe ich es sogar, die ständig bastelnden Männer von ihrem Job abzulenken; allerdings sieht man Beiden bereits von hinten an, was sie von diesem Zwangsspaziergang halten! Am Ende wird das Schwitzen allerdings belohnt. Wir finden - neben einem traumhaften Blick auf die Bucht von Vis - ein kleines Weingut, welches ihr Weinlager tief im Berg verborgen haben. Es sieht ein wenig wie ein alter Militärbunker aus.

Sollte sich jemand wundern, dass ich kein Wort über unsere Segelstrecken schreibe, so liegt das daran, dass diese äußerst gering sind. Für Jens und für mich ist hier alles neu - auch wenn das nächste Ziel nur um die Ecke liegt. Lange Segelstrecken kennen wir zur Genüge und für Torsten ist es wichtiger, seine ganzen Einzelteile an seinem Boot anzubringen. In drei Wochen will er starten; die Zeit des großen Abenteuers naht!


In der Bucht Rukavac der Insel Vis kann ich keinen der beiden Männer von einer Wanderung in der Mittagshitze überzeugen, so dass ich allein los starte. Erst am Abend trinken wir gemeinsam - in Erinnerung an die zwölf singenden Männer und Herrn Krauthacker eine Flasche von seinem Wein. 

Der letzte Tag... es geht gegen den Wind zurück nach Split und damit verabschieden wir uns von einer einzigartigen Segelgegend, mit dem Wissen, dass wir irgendwann mit unserer eigenen GARLIX zurückkommen.

Torsten und all seinen Mitseglern wünschen wir bei der WELTUMSEGLUNG allzeit eine gute Fahrt und fair wind auf allen Touren!