Auf nach La Graciosa/Kanaren

Am Samstag, den 22.9. ging es wieder los auf den großen weiten Atlantik. 6:15 Uhr wecken, 7:15 Uhr ablegen vom Steg. Eingedenk der zu erwartenden morgentlichen Dunkelheit, hatten wir am Abend alles für eine frühe Abreise vorbereitet. So konnten wir nach einem ersten Hallo-Wach-Kaffee und unter dem hellen Salingslicht nur noch die Leinen loswerfen Richtung La Graciosa. Diese kleine Insel liegt im Nord-Westen von Lanzarote und verfügt über einen Jachthafen, der zumindest nach dem englischen Törnführer wenig gastfreundlich daher kommt. So entschieden wir uns, die Bucht der Playa La Francesa

anzusteuern. Diese Bucht war laut Reiseführer die einzige, in der Ankern erlaubt ist - offiziell allerdings nur unter vorheriger Anmeldung (10 Tage Voraus ?!) und vorheriger Einklarierung in Lanzarote. Da für uns sowieso alles zu spät war, setzten wir auf die spanische Gelassenheit und ließen uns nicht ins Bockshorn jagen.

Zu Beginn ließ der Wind etwas zu wünschen übrig und wir mussten den Motor zur Unterstützung mitlaufen lassen. Am späten Vormittag dann eine kräftige Brise. die uns ein Etmal von über 200 Seemeilen verschaffte. Ansonsten war dieser Törnabschnitt ereignislos: Weder hatten wir Anglerglück, noch konnten wir uns an Delphinen erfreuen oder begegneten anderen Schiffen: Die Seaside und wir einfach allein, nur Wasser um und unter uns! Am Sonntagnachmittag gegen 15:45 Uhr, nach 270 Seemeilen, fiel dann der Anker. Schnell die Badeplattform abgesenkt, in den Badeanzug geschlüpft und ins dunkelblaue, angenehm 24° warme Wasser gesprungen. Herrlich!

Lanzarote

Am Montag, 24.9., ging es dann weiter nach Lanzarote. Unser Ziel die ca. 35 Seemeilen entfernte Marina Rubicon im Süd-Westen Lanzarotes. Auch diese Marina ist, so ähnlich wie Quinta da Lorde, als eigenständiger, Dorf-ähnlicher Komplex konzipiert. Mit einer Vielzahl an Geschäften, Restaurants und umliegenden Ferienappartments. Unser Liegeplatz mittendrin im geselligen Treiben. Das animiert zum Ausgehen!

Am Dienstag dann die obligatorische Inselerkundung - dieses Mal in einer royalblauen Knutschkugel - ein wahres Frauenauto. Die karge, wenig besiedelte, schwarze Nordküste konnten wir schon auf der Hinfahrt vom Wasser aus betrachten. Daher entschieden wir uns, die Südküste zu erkunden. Erst einmal ging es an der Küste entlang zum nächstgelegenen Küstenort mit Jachthafen, Puerto del Carmen. Auch hier wieder eine Hafenpromenade mit aneinander gereihten Restaurants, Bars und Cafés, Ladengeschäfte mit teilweise hochwertigen Marken in zweiter Reihe. Und dazwischen immer wieder die unvermeidliche Horrorshow an Touristen: Ich werde es nie verstehen, warum Mann - unabhängig von seiner Leibesfülle, roten Krebshaut und mehr oder weniger gelungenen Tattoos - meint, oben ohne entlang schlendern zu müssen. Ein deutlich schönerer Anblick dagegen die vielfältigen Skulpturen als Blickfang in den zahlreichen Verkehrskreiseln. Weiter ging es in sich windenden Serpentinen in das 400 bis 600 Meter hohe Gebirge, teilweise auf angsteinflößenden engen Kurven, unübersichtlich und ohne Leitplanke als Fangzaun zum Abhang hin. Irgendwie war ich dann doch froh, wieder ins Tal hinab zu fahren. Arrecife, die Hauptstadt von Lanzarote, machte auf uns einen heruntergekommenen Eindruck und lud nicht zum Verweilen ein. Weiter ging es über Land bis zum kleinen Ort Arrieta. Pittoresk und nicht so überlaufen an All-Inclusive Touristen. Mittagsmahl in einer malerischen Fischerkneipe - Fischplatte für 3 zum Sattessen. Statt das letzte Stück Weg bis zum nördlichsten Ort Lanzarotes (Órzola) abzuklappern, entschieden wir, hoch in die Berge ins Landesinnere zu fahren. Über Haría, eine Ortschaft mit üppig grünen Palmen, gelangen wir in den Parque Nacionale de Timanfaya. Dieser Park, der ebenfalls als Montañas del Fuego bzw. Feuerberge bekannt ist, ist eine Hauptsehenswürdigkeit der Insel. Es handelt sich um eine große Fläche Land, die von er letzten Vulkantätigkeit der Insel im 18. und 19. Jahrhundert betroffen war (Ende des Zitats:-). Was für ein Gegensatz zur grünen und üppig bewachsenen Insel Madeira.

Am Mittwoch wieder zurück zum Bordalltag. Noch schnell zwei Maschinen Wäsche gewaschen, rumgekruscht, gebastelt und geputzt. Die Seaside soll ja nicht nur von außen einen guten Eindruck hinterlassen.

Nachmittags verlassen wir dann die komfortable Marina und gehen in der benachbarten Bucht vor Anker. Ein letztes Mal Schwimmen im Atlantik und dann früh zu Bett. Zum letzten Teil unseres Törns wollen wir früh morgens um 5 Uhr starten. 100 Seemeilen liegen vor uns, Gran Canaria wir kommen!

Gran Canaria

Donnerstag, 24.9.2018, 04:15 Uhr Ortszeit. Allgemeines Wecken. Dunkelheit wieder einmal rundherum. Nur der Vollmond betrachtete erhellend das frühmorgentliche Geschehen. So richtig wach waren wir noch alle nicht. Da ich normalerweise die Nachtschicht von 3 bis 6 übernommen habe, fühlte ich mich für die Wache zuständig. Lutz und Torsten legten sich noch einmal aufs Ohr - zu einem mehr oder weniger tiefen Schlaf. Um 6 Uhr erschien dann Skipper Torsten. Ich versuchte mühselig, die Augen offen zu halten, denn ich wollte doch endlich einmal einen schönen Sonnenaufgang erleben. Zum Zeitvertreib beobachtete ich die verschiedenen Leuchttürme und ihre Leuchtfeuer - wie aus dem Lehrbuch. Wie war noch einmal die Formel zur Distanzberechnung - Feuer in der Kimm ?

Auf angenehmen Halbwindkurs kamen wir gut voran und dann ein tolles Abschiedsgeschenk: Eine große Delphinschule tauchte neben uns auf und begleitete die Seaside eine ganze Weile. Es wird nie langweilig, diese wendigen und schnellen Sprungakrobaten zu beobachten.

Ansteuerung Gran Canaria - so 10 Meilen vor der Ansteuerungstonne wurde der Schifffahrtsverkehr deutlich betriebsamer: Containerschiffe, Schnellfähren, Frachter - alles mögliche kreuzte unseren Weg. Direkt vor der Hafeneinfahrt kam ein Frachter genau auf uns zu - ob er uns sieht - gespanntes Beobachten des Kartenplotters. Closest Point of Approach: 0,58 Seemeilen. Das könnte ungemütlich werden. Glücklicherweise drehte er dann doch noch rechtzeitig, klar und deutlich ab. Der Anblick des Hafens ist kein romantischer. Zahlreiche Bohrschiffen liegen arbeitslos in Reede bzw. an der großen Hafen-Außenmole. Als Kontrast dazu eine Trainingsgruppe Laser-Segler im äußeren Hafenbecken. Ein Tag später sahen wir dann dort auch eine große Truppe Optis trainieren.

Der Liegeplatz der Seaside ist wieder am Dársena Deportivo, an der Außenmole an der die Seaside auch schon 2015 gelegen hat. Torsten ist zufrieden. Den Freitag nutzten wir, um letzte technische Besorgungen zu erledigen. Bootsausrüster Rolnautic, Segelmacher Alison alle bekannten Geschäfte wurden abgeklappert. So ein großes Boot für die ARC und WorldARC vorzubereiten, ist wirklich kein Zuckerschlecken. Am Abend schlenderten wir dann in die Altstadt. Endlich mal ein bisschen normales Leben. Zu Abend essen wir in einem kleinen, stilvollen aber unpretentiösen Restaurant, namens Los 5 Sentidos - 5 Sinne. Sehr empfehlenswert. Ungewöhnliche und fantasievolle Zubereitungsweisen und leckerster Wein von Gran Canaria. Sonderwünsche - kann ich statt gebackenen Kartoffeln auch Kartoffel-Sellerie-Püree haben, werden glatt abgelehnt: Jedes Gericht ist so ausgelegt, dass es ein abgestimmtes und "sinnliches" 'Gesamtbild ergibt.


Am Samstag erkundeten wir die Insel wieder mit dem Auto. Torsten als alter Surfer schwelgte in Erinnerung. Dort am Pozo Izquierdo surfte er mit Björn Dunkerbeck durch die Atlantikwellen. Damals eine staubig, trockene Schotterlandschaft, heute mit einem extra gebauten Veranstaltungszentrum für den jährlich stattfindenden Surf-Weltcups. Ab Maspalomas ging es weiter über die Küstenstraße nach Puerto de Mogán - in Reiseführern beschrieben als Klein-Venedig. Auch hier meiden wir den typischen Touri-Rummel und suchen uns ein Restaurant am Fischereihafen. Fischsuppe für Torsten und endlich mal eine Paella für Lutz und mich. Dann ging es weiter ins gebirgige Landesinnere. Fahrspaß für Torsten im Golf mit Doppelkupplungsgetriebe:-) Auch hier wieder atemberaubende Ausblicke in die Täler. Weiter ging es zum Wahrzeichen der Insel, dem Roque Nublo - Wolkenfels - links daneben der Frosch und der Mönch.

Mit dem dem 1.949 Meter hohen Pico de las Nieves erfuhren wir den höchsten Berg Gran Canarias. Auch von hier ein eindrucksvoller Blick in die Tiefe. Mordor lässt grüßen. Mit der Aussicht auf ein Weintasting in einer Weinkellerei konnten wir Torsten doch noch bewegen, zum Caldera de Bandama zu fahren: ein Vulkankrater mit 1.000 Meter Durchmesser und 200 Meter tief. Leider hatte die Weinkellerei schon geschlossen, so dass wir den ortstypischen Wein nur in der nahegelegenen Tasca de Caldera genießen konnten.

Heute nun Sonntag, der vorletzte Tag unserer Reise. An Bord erneute Betriebsamkeit, gilt es doch die Seaside auf die ARC und WorldARC vorzubereiten. Eine scheinbar endlose Aufgabe, die Seaside ist ein steter Work in Progress. Gekocht wird an Bord, die Vorräte wollen aufgebraucht sein. Wir haben aber gut geplant. Bis auf die Ice-Cubes ist der Gefrierschrank leer. Und volle Weinflaschen im Kühlschrank kann man ja auch wieder in die Bilge zurückräumen.


Morgen hoffen wir noch auf den Besuch des Technikers zum Kalibrieren der zweiten Plotters, sowie des Segelmachers. Torsten will der Seaside eine neue Sprayhood spendieren. Und dann heißt es Koffer packen. Am Dienstagmorgen geht der Flug zurück nach Hannover. Eine erneute Herausforderung steht uns bevor: statt 20 kg Freigepäck haben wir nun nur noch 15 kg frei - unser Billigfluganbieter ist pleite gegangen und nun fliegen wir mit einer anderen Fluggesellschaft zurück.


1.000 Seemeilen haben wir geloggt, 4,4 Nächte auf See verbracht, bei angenehmen Halbwindkurs sind wir schnell gesegelt und mussten nur für ca. 20 Stunden motoren - ein toller Blauwassertörn liegt hinter uns - Danke Torsten. Unser Dreierteam hat sich bewährt und Lutz und ich schauen wohlgemut auf unseren gemeinsamen Pazifik-Törn im nächsten Jahr.