Blog 2 vom Freitag, 30.11.2018

Es kehrt Routine ein.

Charly steht gerade während seiner Morgenwache am Ruder und steuert bei 18 bis 25 kn die Seaside mit 8 bis 13 kn (im Surf vor der Dünung) per Hand durch die Passatdünung. Die Seaside jetzt und hier zu steuern ist ein Genuss, den Mann (vielleicht auch Frau) nicht so schnell vergisst. Nichts klappert. Kein Segel schlägt. Das Schiff fährt leicht und stabil. Alles passt. Kein überpowerter Segelstress. So könnte es ruhig noch einige Tage weitergehen.

Es ist jetzt 06:30 Ortszeit und seit einer Stunde hell, nachdem der abnehmende Mond auch die Nacht ein wenig zum Tag gemacht hat. Richtig dunkel ist es derzeit bei der ersten Nachtwache, die ich mir mit Uwe teile. Das Highlight in diesem stockfinsteren Nachtbereich, wo man die Dünung nur am unterschiedlichen Gurgeln des am Heck entstehenden Weißwassers und der Schiffsbewegung im Rhythmus der uns überholenden Wellenberge wahrnimmt, ist der unglaublich klare Nachthimmel. Marcus liegt da während seiner Freiwache öfters noch im Cockpit und identifiziert die diversen niedrig fliegenden Satelliten. Sein Rekord liegt jetzt bei 6 Stück.

Jetzt um 06:50 Uhr wird’s wieder munter an Bord. Uwe und Markus, die sich brüderlich die Backbord-Achterkabine teilen, aber dann doch lieber getrennt schlafen, sind jetzt aufgewacht. Das Geschnatter geht los. Uwe ist da in seiner lustigen Art nicht zu stoppen und wird damit, unterbrochen von vielleicht einem ungutem Magengefühl, erst wieder mit seiner Nachtwache aufhören, wenn der Rest der Crew sich in die Kojen verzieht und ich die Pantry klariere.

Also jetzt wird 4-mal Kaffee gewünscht. Das heißt Generator an, um dessen Power effektiv ausnutzen. Es werden damit jetzt für ca. 1.5 Std. die Batterien geladen, die obere Spülmaschine mit dem dreckigen Geschirr von unserem leckeren gestrigen Burger-Essen angeschmissen und natürlich darf auch die Nespresso-Maschine glühen.

Bei dem Trubel jetzt hier an Bord ist es nun vorbei mit der Konzentration und meiner literarischen Phase.

7:20 Uhr, jetzt erscheint auch Oskar zum Morgenkaffee…. Gleich, nach dem gemeinsamen Morgenschnack oben im Cockpit, wird sich wohl der Frühstückshunger einstellen. 

Rührei, selbst gebackenes Brot, Kiwis, Melone Weintrauben, Joghurt, Marmelade und Käse, Schinken, Salami werden zu einem schönen Buffet auf der Mittelbar drapiert. Das Frühstück wird dann hier unten am Salon-Tisch zelebriert werden. Auch hier gibt’s dann viel Seemannsgarn und ununterbrochene Stories von Uwe. Das Segelthema oder dass wir während des Frühstücks mit 10 kn durch den Atlantik pflügen ist da unwichtig. Es läuft so gut, dass es für dieses Thema bei der Crew keinen Gesprächsbedarf gibt. Besser geht’s nicht.

So, also jetzt Frühstück – Marcus kommt gerade runter in den Salon. „So, soll ich mal Frühstück machen?“ 

Viele Grüße von der Seaside

Torsten