Sonntag, 02.12.2018

Es spielt Depeche Mode vom Album Delta Machine. Charly arbeitet in der Navi-Ecke an unserem Routing und verarbeitet den letzten Wetterbericht sowie den Position Report aller ARC Yachten. Markus nimmt ein Sonnenbad und liest in seinem Perry Rhodan Roman. Oskar steuert die Seaside durch flaue, drehende Winde. Uwe sitzt ruhig hinter seinem Laptop im Salon, weil er heute eine kleine Aufgabe von mir erhalten hat. Es ist ruhig, kein Seemannsgarn umspinnt uns und unterbricht die Ruhe und die Songs von Depeche Mode. In Erinnerung an meine erste ARC 2015, wo Rainer ein Gedicht zum Nikolaus verfasst hatte, dachte ich mir, dass das doch auch etwas Schönes für Uwe sei, um in diesem Bereich tätig zu werden und um ein Gedicht zum 1. Advent zu dichten. Das muss ihm einfach liegen…

Und da ist schon das Ergebnis J:

Ein Gedicht…..

Wenn die Schiffe der ARC Las Palmas verlassen,

die Männer der „Seaside“ dieser keine Wahl lassen,

der Bug mehr und mehr Richtung St. Lucia dreht,

uns alle die Sehnsucht nach unseren Liebsten quält,

die Gennaker, Code Zero`s oder wie auch immer sie heißen,

uns immer weiter `gen Westen reißen,

zwischendurch auch mal Tuna und Mahi Mahi beißen,

und Charlie`s Navigationskünste ein gutes Ergebnis verheißen,

wir uns jeden Tag auf die Überraschung hinter einem neuen Türchen freuen,

die Reise aber trotz allem zu keiner Zeit bereuen,

der Bäcker uns mit duftendem Brot verführt,

dass es selbst uns härteste Typen (fast) zu Tränen rührt,

dann wissen wir sicher,

jetzt ist es bald soweit,


heißa, es ist Weihnachtszeit…

Davon ist hier an Bord allerdings nicht viel zu spüren. Keine Weihnachtsbeleuchtung und keine brennende Kerze im Weihnachtskranz. Nur Wasser, Wind und gute Laune.

Ja, der Wind ist bis morgen noch sehr lau und wir werden bis dahin nicht unseren Speed der letzten Tage halten können. Dafür spielt heute das Wetter mit. Im Unterschied zu den letzten beiden Tagen, an denen es stark bewölkt war, ist es heute warm und sonnig. Morgen früh erwarten wir dann wieder Wind mit um die 20 kn und einen Bootsspeed von ca. 8 bis 10 kn. Dieser Wind sollte sich dann, unterbrochen mit einigen Halsen, bis Saint Lucia so halten.

Heute Morgen war endlich die Angel im Einsatz. Uwe stellte hierfür seinen neuen Köder zur Verfügung und versprach, dass es nicht länger als 20 Minuten dauern würde, bis der erste Fisch am Hacken sei. Und er hatte Recht. Nach 5 Minuten der erste kleine Mahi Mahi und nach weiteren 10 Minuten der zweite. Das reicht heute Abend für Fisch satt.

Gestern stand Steak mit eigener Kräuterbutter und leckerem Tomaten-Feta-Salat auf der Speisekarte. Vorgestern zwei Lammkeulen (passten gerade soeben in den Ofen) mit reichlich Beilagen.

Nach der Angelaktion habe ich mich dafür entschieden, das Kuttersegel gegen den Code 0 auszutauschen um mit mehr Segelfläche den Speed zu halten, der uns bisher recht zufriedenstellend ins vordere Regattafeld gebracht hat. Nachdem das Segel gesetzt war, entdeckten wir zwei Risse mitten im Segel. Diese sind möglicherweise bei einer Nachtfahrt mit diesem Segel entstanden und deshalb nicht weiter aufgefallen. Ähnlichen Ärger haben wir zwischenzeitlich auch mit der Genua. Hier hat sich über eine Länge von ca. 3m das Achterliek abgelöst und weht dort im Wind. Eine Reparatur ist, bei dem hiesigen Seegang– und Windbedingungen nicht möglich. Beide Segel werden wir nach unserer Ankunft in Saint Lucia umgehend zum Segelmacher bringen. Der Code 0 fällt für den Rest der Strecke aus.

Was war noch? Ach ja, Oskar hat sich mit dem Leatherman tief in seine Hand geschnitten … Bei der anschließenden Operation und medizinischen Versorgung durch unseren bordeigenen Sanitäter Marcus, ist er blass geworden und nur knapp einer Ohnmacht entkommen.

Viele fliegende Fische umflattern uns, insbesondere in der Nacht, wo diese Kerlchen ihren Verfolgern gerne durch Flüge über teils mehrere 100m entkommen möchten. Die Jäger der Nacht haben die geschickten Segler zum Fressen gern. Da ist auch Uwe keine Ausnahme.

Wir wurden per Mail gefragt, wie es um unsere Alkoholbestände steht. Antwort: Die sehen noch sehr gut aus. Nur die beiden Mahi Mahi und die Wunde von Oskar haben davon etwas erhalten. Morgen wird es allerdings eine Ausnahme geben. Es ist Bergfest und zwei Flaschen mit trockenem Spanischen Cava liegen Kühlschrank...