Nun ja, heute versuche ich mich mal an unserem Blog-Beitrag, nicht dazu gezwungen - möglicherweise sogar unter Androhung körperlicher Gewalt -, nicht aufgrund einer Mehrheitsentscheidung, nein…. einfach nur, weil ich in einem unbedachten Moment heute Morgen, den nicht wohl überlegten, kurzen, eigentlich undramatisch klingenden Satz: „Heute schreib` ich mal den Blog!“ rausgehauen habe….

Ich weiß nicht, wie das passieren konnte, vielleicht habe ich nachts davon geträumt, dass Torsten immer mal wieder in den letzten Tagen diesbezüglich um Unterstützung gebeten hatte, ich kann es Euch nicht sagen.

Jetzt sitze ich hier unter Deck, draußen toben die Gewalten, die Sonne brennt, die Mannschaft ist beschäftigt mit Dingen, die schon lange erledigt werden sollten, Charly steuert uns auf dem errechneten, optimalsten Kurs Richtung Ziellinie… und überlege, was ich schreiben soll, wie soll ich nur anfangen…..

Aber eigentlich bin ich ja schon mitten drin. Ich möchte meinem etwas andersartigen Blockbeitrag eine Überschrift geben, und dann fällt sie mir ein, nicht schön, schon gar nicht selten:

Der Weg ist das Ziel…..

... Christine, Du bist schuld!

Als ich vor vielen Jahren berufsbedingt nach Hannover kam, wohnte ich zunächst im Zooviertel. Nette Gegend, Anfang der Hindenburgstraße, Blick auf die Musikhochschule. Nach einiger Zeit zog Christine in die Nachbarwohnung ein, mit damaligem Lebensgefährten und Hund.

Wir haben uns von Anfang an gut verstanden und hielten den Kontakt seitdem immer, so gut es ging, aufrecht.

Veränderungen bestimmen das Leben. Ich selbst zog mehrfach um in Hannover, Christine lernte Ihren Ralph kennen, beide setzten fortan die begonnenen Karrieren erfolgreich gemeinsam um.

Ralphs 50. Geburtstag war dann mal wieder eine Gelegenheit sich zu treffen. Mottoparty im „Lebenslust“, Thema irgendetwas aus der frühen Diskozeit, Verkleiden, wie ich es hasse…. Es war ein schöner Abend, gute Stimmung, lecker Essen, alles was dazugehört.

Irgendwann fragte mich Christine, oder war es doch Ralph, ob ich denn eigentlich Torsten kennen würde. Dieser sei ein großer Segler!

Das Wort Segler löst bei mir immer irgendetwas aus, das klang zumindest erst einmal interessant. Also hin, quatschen. Wir wurden einander kurz vorgestellt. Ab dann drehte sich das Gespräch überwiegend um die schönste Nebensache der Welt: das Segeln….

Ich kann mich täuschen, aber ich hatte seinerzeit den Eindruck, dass Torsten lieber über Segeln mit seiner “Seaside“ berichtete, als den Eintänzer auf der Tanzfläche zu mimen.

Ich hielt so gut es ging dagegen, als Kind am Dümmer mit der Jolle und dem Vater unterwegs, später intensiv Windsurfen, Regattasurfen, Surflehrer, Surfschule im Münsterland, jetzt Planung ein Boot nach Kroatien zu bringen….

Wieder neue Themen, Kroatien, „Marina Kastela“, Segeln im Mittelmeer, und dann immer wieder Torstens Berichte über weite Reisen, Atlantiküberquerung erfolgreich absolviert. Da wird man kribbelig.

Irgendwann habe ich mich dann getraut zu fragen, ob es da nicht einmal eine winzige Chance geben könne, mal bei so etwas mitzumachen? Atlantik, weites Meer, keiner, der einem bei Problemen helfen kann, Kindheitstraum….

Die Reaktion von Torsten zunächst eher verhalten. „Das müssen wir mal sehen, das muss auch passen.“ (Nach dem Motto: ich muss erst mal sehen, was Du so für ein Vogel bist!)

Na, ja…. Irgendwie scheine ich den Test zumindest ansatzweise bestanden zu haben. Wir trafen uns in Folge mehrfach zum Erfahrungsaustausch bei der ein oder anderen Kaltschale, auch an dem Ort, wo alles begann…

Torsten schickte mich auf die erforderliche Fortbildung. „Erste Hilfe an Bord“ in Hamburg, „Piraterie-Seminar“ in Neustadt… Ich lernte immer mehr Leute kennen, die mit ihren Schiffen oder auch zusammen mit Torsten die Reisen unternommen hatten, von denen ich immer geträumt habe. Und viele, die sogar um die Welt gesegelt sind, wie Dagmar und Jens auf ihrer Garlix.

Wahnsinn….: Die „Seaside“ selbst sah ich zum ersten Mal, als ich zusammen mit meinem Freund Marko einen kleinen Abstecher zur kroatischen Stamm-Marina derselben machte. Das war am 10. Mai 2017. Im letzten Jahr trafen wir uns dann noch während des Urlaubes in der Blue Lagoon auf der Insel Veli Drvenik (ja, mein kleines Boot „Pogo“ ist jetzt auch dort.)

Und jetzt sitze ich hier. Schreibe diesen Blog. Der Wachplan bestimmt zumindest die nächtlichen Abläufe…. 

Ich bin auf dem Atlantik, kann lernen von top-erfahrenen Leuten, bei einer super Stimmung, tollen Segelbedingungen. Klar, wir wollen ans Ziel, im Moment sieht es ziemlich gut aus. In unserer Klasse sollen wir momentan auf dem zweiten Platz liegen, vielleicht als 20. Schiff von über 200 gestarteten Schiffen in St. Lucia ankommen.

Aber das bedeutet auch, die Zeit auf See geht bald zu Ende, das morgendliche Gespräch mit allen im Cockpit wird es dann nicht mehr geben, so vieles wird fehlen...

Die Nachtwachen, wo ich als Unerfahrenster und Opa an Bord 3 Stunden alleine am Steuerrad sitze und die anderen – hoffentlich – trotzdem gut schlafen können.

Ja, das wird mir fehlen, das weiß ich jetzt schon. Aber das Gefühl ist trotzdem schön. Ich denke an meine kürzlich erworbene Hallberg Rassy, die jetzt noch im Winterlager in Elsfleth schlummert und bald mit Umweg über Hannover nach Kroatien gehen soll (an dieser Stelle schönen Gruß an Familie Jonny G.).

Damit dann wieder Urlaub in Dalmatien oder sonst wo im Mittelmeer. Irgendwann Atlantik? Nein, zu wenig Erfahrung... oder doch? Man kann ja dazu lernen, vielleicht noch einmal mit Torsten an einem anderen Ort der Welt schippern….

Man wird sehen, der Weg war das Ziel, aber nach dem Ziel kommt ein neuer Weg….

Passiert ist aber auch sonst noch Einiges. Frühes Wecken im Morgengrauen, „Alle Mann an Deck, wir wollen Halsen!“. Wach werden, schnell wach werden, Torsten duldet keine Schläfer…. Manöver wird gefahren, mittendrin der Ruf: „Mahi, Mahi!“

Ein Fisch hat angebissen, ein großer Fisch? Die Bremse der Rolle hält nicht, der Kampf mit dem ca. 80 cm langen „Wahoo“ beginnt. Gut, dass Torsten seine 200 Liegestützen am Tag macht, Oskar sein Handwerk versteht und Charly mal Weltmeister im Filettieren war…. Am Ende ist das Abendbrot gesichert

Ansonsten haben wir schönes Wetter, 3 – 4 Bft., moderate Welle, gute Stimmung und alles was sonst noch dazu gehört.

Ach ja, fast hätte ich es vergessen: „Danke Christine!“

___________/)____/)________________/)_______                        U.P.