--Zweiter Tag: Solch ein zweiter Tag hat einfach Vorteile. Die Mannschaft ist ausgeschlafen... allein das lässt die Welt schillernder erscheinen. In der ersten Nacht kann kaum jemand schlafen. Überall diese ungewohnten Geräusche und ständig wird man gestört. So ist der erste Tag danach immer etwas matt.

Heute war es anders. Uns geht es super; was allerdings nicht nur an genügendem Schlaf liegt. Der Tag ist brilliant! Solch phantastische Wetterbedingungen haben wir selten erlebt! Der Wind könnte mehr sein... aber warum. Dank einer starken Strömung werden aus tatsächlichen 5kn Geschwindigkeit sieben und gleich fühlt man sich besser. Wir kommen vorwärts....sind ja im Cruisingmodus.

Es ist 18:00 Bordzeit. Ein Moment, den man festhalten sollte. Bei leichter Musik schaukeln wir Richtung Westen. Felix wählt einen neuen Köder...vielleicht hilft der violette; Torsten kreiert mit viel Liebe ein Menü und sieht dabei echt glücklich aus (Marlin mit Sesamkruste an Bratkartoffeln); Jens hält den Kurs (wobei er dabei nicht viel machen muss) und ich sitze an der Funke und höre mir in der Funkrunde an, wie der Tag auf den anderen Booten um uns so war. Dabei beneide ich die englischen Muttersprachler. Irgendwie haben sie viel mehr Wörter für die Beschreibung eines Tages...beautiful, marvellous, amazing, wonderful, fantastic, lovely.... Wir Deutschen sind da viel zurückhaltender. Die Wörter haben wir auch, nur nutzen wir sie seltener... Wir hatten einfach einen guten Tag und ich denke, wir genießen ihn hier alle an Bord! Heute ist Bergfest und ausnahmsweise öffnen wir eine Flasche Riesling, den Felix aus Deutschland mitgebracht hat.


Dritter Tag: Wie auch die vergangenen Tage, begrüßt uns der heutige Tag mit Sonnenschein und leckerem Kaffee. Zu dem ohnehin schon sehr guten Frühstück gesellt sich Capaccio vom Wahoo, welches allerdings auf Dagmar's Seite nicht so recht für Begeisterung sorgt. Um den Fisch-Trend etwas zu durchbrechen, beschließen wir am Abend einen schmackhaften Burger auf den Speiseplan zu setzen. Als Appetizer wird zwischendurch frisch-gebackenes Ciabatta gereicht und anschließend etwas Obst für das Gewissen. Wie ihr seht, dreht sich unser Tagesablauf sehr um die Futterzufuhr und unserer Kreativität sind wenig Grenzen gesetzt. Das liegt vor allem auch an Torsten's vollausgestattetem Boot und der allgemeinen Freude an kulinarischen Genüssen. Der Alltag von uns vier wird von einem Funkanruf der Nica durchbrochen, über den wir uns alle riesig freuen. In Zeiten grenzenloser Kommunikation ist es überraschend mit wie viel Freude man auf Kommunikation von außen reagiert wenn man seit 3 Tagen ohne große Kontakte war. Segeltechnisch sind wir weiter vorne mit dabei und konnten etwas Boden auf die führende Manihi gut machen. Auch unsere Freunde von der Nica schließen zur Spitzengruppe auf. Mal schauen, was der morgige Tag für uns bereithält. Wir hoffen auf guten Wind um eventuell doch noch als erstes Boot unserer Gruppe durchs Ziel zu kommen.


Vierter Tag: Das Ziel ist in Sicht und wir liefern uns ein Kopf an Kopf rennen mit der Sky, die heute Nacht an uns vorbeirauschte. Die Manihi haben wir inzwischen weit hinter uns gelassen. Eine Mischung aus viel vorausgesagtem Wind (inkl. gesetztem zweiten Ref) und tatsächlich sehr wenig Wind bremsten unsere Ambitionen arg. Zudem hat uns das Anglerglück etwas verlassen. Zwar haben wir noch zwei schöne Thunfische gefangen, bei dem jedem Sushi-Fan das Wasser im Mund zusammenlaufen würde, allerdings sind uns auch 4 Fische abgegangen - darunter ein sehr sehr großer Thunfisch. Naja, wie sagte schon ein berühmter Deutscher Fußballer: "Mal verliert man und mal gewinnen die anderen". Das Trostpflaster kam allerdings sofort in Form eines leckeren Schokoladenkuchens aus der bordeigenen Bäckerei. Im Laufe des Tages bemerkt Torsten trocken, dass wir ja gar keine Angel bräuchten um Fische an Bord zu bekommen. Zwei fliegende Fische haben das Wort "Fliegen" wohl zu ernst genommen und sind auf der Seaside gelandet. Bemerkt wurde dies allerdings zu spät, so dass jegliche Reanimationsbemühungen ins Leere liefen.


Jetzt ist es 17:00 Uhr in Kolumbien, 22:00 in Deutschland. Die letzten 40 Meilen sind zäh und sehr windig (bis zu 40 Knoten Wind). Aber wie wir Norddeutschen ja wissen: Wind ist erst, wenn das "Schaf keine Locken mehr hat". Unser Ankommen wird in der Nacht stattfinden. Da Dagmar und Jens aber mit ihrer GARLIX 2015 schon in den Hafen gefahren sind, wissen sie, dass das ohne Stress möglich sein wird. Bier und Wein sind im Kühlschrank, die Eiswürfel sind bereitet...welch ein Luxus! Bis zum nächsten Blog - die Seaside Crew